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Buch­rezension: Muster. Theorie der digitalen Gesellschaft, von Armin NASSEHI

In den letzten Tagen habe ich mich mit dem Buch „Muster. Theorie der digitalen Gesellschaft.“, das neue Werk von Armin NASSEHI, Inhaber des Lehrstuhls „Allgemeine Soziologie und Gesellschaftstheorie“ der Ludwig-Maximilians-Universität München, beschäftigt. Auch wenn ich das Buch noch nicht zu Ende gelesen habe, möchte ich euch schonmal einen kleinen Einblick in die Gedankenwelt NASSEHIs gewähren.

Wie kam es zur Digitalisierung der Gesell­schaft?

NASSEHIs Hauptanliegen ist es, zu hinterfragen, warum die Digitalisierung überhaupt entstehen konnte. NASSEHI verfolgt also das Ziel eine soziologische Theorie der digitalen Gesellschaft zu entwickeln. Seine Grundthese lautet, dass die moderne Gesellschaft „immer schon digital war, dass die Digitaltechnik also letztlich die logische Konsequenz einer in ihrer Grundstruktur digital gebauten Gesellschaft ist“ (NASSEHI 2019, 11). NASSEHI möchte bei seiner Theorie die Digitalisierung nicht voraussetzen, wie es in den meisten wissenschaftlichen Auseinandersetzungen mit dem Themenkomplex Digitalisierung der Fall ist. Er nimmt somit die Digitalisierung nicht einfach als ein gegebenes Phänomen hin, sondern geht der Frage nach, „für welches Problem die Digitalisierung eine gesellschaftliche Lösung ist“ (NASSEHI 2019, 12).

Die moderne Gesellschaft braucht die Digitalisierung

NASSEHI sieht in dem Siegeszug der Digitalisierung die Begründung dafür, dass die moderne Gesellschaft in gewisser Weise schon immer „digital“ war (vgl. NASSEHI 2019, 17). Die Digitalisierung hätte sich nie so rasant und erfolgreich durchsetzen können, wenn für sie innerhalb unserer Gesellschaft kein „Need“ gewesen wäre. NASSEHIs Antwort auf die Frage für welches Problem die Digitalisierung die Lösung ist, lautet daher: „Das Bezugsproblem der Digitalisierung ist die Komplexität und vor allem die Regelmäßigkeit der Gesellschaft selbst“ (NASSEHI 2019, 28).
Den Begriff des „Digitalen“ definiert NASSEHI pointiert, indem er ihn als jegliche Form des Sammelns, Speicherns und Auswertens von Daten beschreibt – ob in analoger Weise oder mithilfe digitaler Apparate. Demzufolge hat sich das Digitale schon zu einer Zeit angebahnt und letztlich auch durchgesetzt, als es noch gar keine entsprechende digitale Technik gab. „Nicht der Computer hat die Datenverarbeitung hervorgebracht, sondern die Zentralisierung von Herrschaften in Nationalstaaten, die Stadtplanung und der Betrieb von Städten (…) Ich verorte also den Beginn der Digitalisierung der Gesellschaft auf die Frühzeit der Moderne“ (NASSEHI 2019, 62f.).
Warum das Phänomen der Digitalisierung zwangsläufig entstehen und sich etablierten konnte, sieht NASSEHI in der Komplexität und Regelmäßigkeit der Gesellschaft selbst begründet. Die Digitalisierung bringt sozusagen Licht ins Dunkle unserer gesellschaftlichen Strukturen. Sie lässt uns digital sehen, „was analog verborgen bleibt“ (NASSEHI 2019, 50). Erst durch das Sammeln und Auswerten digitaler, sprich zählbaren Daten, lässt sich unsere komplex aufgebaute Gesellschaft und die darin versteckt liegenden Regelmäßigkeiten bzw. Muster erkennen.
Zusammengefasst lässt sich sagen, „dass das Bezugsproblem der Digitalisierung die Gesellschaftsstruktur selbst sei und dass damit eine dritte »Entdeckung der Gesellschaft« stattgefunden habe“ (Nassehi 2019, 69).

Link zum Buch "Muster. Theorie der digitalen Gesellschaft", A. Nassehi

Alexander Sali
Über den Autor Alexander Sali Alex ist Mitgründer von Freigeist und Förderschullehrer mit großer Leidenschaft für digitale Medien. Seit Sommer 2023 ist er Schulleiter der Franziskus-Schule in Starnberg. Von Sept. 2018 bis Aug. 2020 arbeitete er an der Regierung von Oberbayern und war dort für die Koordination der digitalen Bildung an Förderschulen zuständig.
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