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Allgemeinbildung ist überholt – 5 Dinge, die sich ändern müssen

Der Großteil der Gesellschaft hält immer noch an dem traditionellen Bildungsverständnis fest, wonach derjenige gebildet ist, der über ein großes deklaratives Wissen, also Faktenwissen, verfügt. Dabei sollten schon längst andere Kompetenzen in den Vordergrund treten, da in Zeiten von Google, Wikipedia und Co. die Anhäufung reinen Faktenwissens immer unwichtiger wird.

Wenn wir unsere Schüler also auf die Aufgaben der Zukunft vorbereiten wollen, müssen wir den Begriff der Allgemeinbildung völlig neu definieren.

Wenn wir unsere Schüler also auf die Aufgaben der Zukunft vorbereiten wollen, müssen wir den Begriff der Allgemeinbildung völlig neu definieren. Denn in Zukunft wird es wichtiger sein, neue, innovative Lösungswege zu finden, als vorgefertigte Antworten abrufen zu können. Wir müssen unseren Schülern Fähigkeiten mitgeben, die über die Anhäufung von Wissen hinausgehen und ihnen helfen komplexe Probleme zu lösen.
Um das zu erreichen, müssen folgende fünf Punkte eine zentrale Rolle in unserem Unterricht einnehmen:

1. Wir brauchen Räume, in denen Schüler Teamfähigkeit und Sozialkompetenzen lernen können

Teamfähigkeit und Sozialkompetenzen werden Schlüsselkompetenzen, weil in Berufen nicht mehr nebenher, sondern gemeinsam an Projekten gearbeitet wird. Die Globalisierung und die damit einhergehende Migration stellt die Gesellschaft, aber auch die Berufswelt vor komplexe Herausforderungen. Der Umgang mit diesen Herausforderungen lässt sich nicht mehr in kleinen Schritten planen, die dann von verschiedenen Personen unabhängig voneinander bearbeitet werden können. Interdisziplinäres Arbeiten in Teams wird benötigt, um Antworten auf die aktuellen Herausforderungen und Probleme (Bekämpfung von Fluchtursachen, Bildungsungerechtigkeit, Altersarmut usw.) zu finden.

2. Wir müssen Schülern beibringen, komplexe Probleme kreativ und unkonventionell zu lösen

Kreativität und unkonventionelles Denken werden immer wichtiger, da die einfachen Probleme zwar vom Computer gelöst werden, es jedoch die komplexen Probleme sind, die nach Lösungen verlangen. Diese Lösungen lassen sich nicht in Wenn-Dann-Hypothesen formulieren, sondern erfordern kreative Ideen, die die Probleme aus verschiedenen Perspektiven beleuchten und zu weitreichenden Lösungsansätzen kommen.

3. Filterkompetenzen helfen Schülern den Überblick in der Informationsflut zu behalten

Durch das Internet kann auf das gesamte Weltwissen zugegriffen werden und das zu jederzeit und von überall. Sekündlich treffen neue Informationen ein. Es gibt praktisch auf alle Fragen eine Antwort und zu jedem Thema einen Artikel. Aber nicht nur in schriftlicher Form können die Informationen aufgenommen werden, sondern auch durch Audio-Aufnahmen und Videos. Allein wie viele Informationen durch How-to-Videos angeboten werden, lässt sich kaum vorstellen. Neben diesen hilfreichen Informationen von vertrauenswürdigen Quellen, werden in letzter Zeit vermehrt sogenannte „Fake-News“ gestreut, die leider von einer Vielzahl unkritischer Internet-Nutzer für wahr gehalten werden. Es zeigt sich also, dass Informationen nach der subjektiven Bedeutsamkeit sowie nach deren Wahrheitsgehalt gefiltert werden müssen, damit für den Einzelnen daraus überhaupt ein Vorteil erwächst.

4. Schon in der Schule soll das lebenslange Lernen gefördert werden

„Man lernt nie aus.“ Dieses altbekannte Sprichwort suggeriert, dass das Lernen nicht mit dem Schul-, Ausbildungs- oder Studienabschluss beendet ist, sondern einen lebenslangen Prozess darstellt. Um sich jedoch lebenslang weiterbilden zu können, müssen den Schülern in der Schule Lerntechniken sowie die Freude am Lernen vermittelt werden. Nur wer weiß, wie Lernen funktioniert und welche Techniken dabei hilfreich sind, wird sich motiviert ein Leben lang weiterbilden wollen.

5. Digitalkompetenz wird die vierte Kulturtechnik neben Lesen, Schreiben und Rechnen

Um die Möglichkeiten der Digitalisierung in ihrer ganzen Fülle nutzen zu können, muss über ein gewisses Maß an Kompetenzen innerhalb der Kulturtechniken verfügt werden. Allerdings reichen Kompetenzen im Lesen, Schreiben und Rechnen dafür nicht aus. Es müssen vor allem auch grundlegende Digitalkompetenzen (Medien-, Informatik-, Anwendungskompetenzen) vorhanden sein, um Programme, Apps usw. auswählen und zielführend einsetzen zu können.

In Anbetracht dieser fünf Thesen wird deutlich, dass sich das Verständnis von Allgemeinbildung innerhalb unserer Gesellschaft verändern muss. Bildung sollte die Aufgabe haben, Schüler auf ihr zukünftiges Leben vorzubereiten und sie zur Handlungs- und Entscheidungsfähigkeit zu führen. Und dafür braucht es heutzutage keine auswendig gelernten Passagen aus dem Faust von Goethe, sondern die oben genannten Kompetenzen, um die Anforderungen im Beruf und Alltag meistern zu können.

Alexander Sali
Über den Autor Alexander Sali Alex ist Mitgründer von Freigeist und Förderschullehrer mit großer Leidenschaft für digitale Medien. Seit Sommer 2023 ist er Schulleiter der Franziskus-Schule in Starnberg. Von Sept. 2018 bis Aug. 2020 arbeitete er an der Regierung von Oberbayern und war dort für die Koordination der digitalen Bildung an Förderschulen zuständig.
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