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Medienkonzept - Digitale Bildung konkret formuliert

In der Ausgabe der ZEIT vom 12. Juli (Nr. 29) wird in einem Artikel über Bildung im 21. Jahrhundert zitiert, dass im Koalitionsvertrag zwischen der CDU/CSU und SPD das Wort Bildung 273-mal und das Wort digital 290-mal Erwähnung findet. Es scheint so, dass mittlerweile in den Köpfen der Politiker_innen das Thema Digitale Bildung angekommen ist und nach Wegen gesucht wird, die eine zeitgemäße Bildung durch, mit und wegen digitaler Medien ermöglichen sollen.
Die im Koalitionsvertrag oftmals allgemein formulierten Aussagen zum Thema Digitale Bildung, müssen von Schulen mit konkreten Umsetzungsvorschlägen beantwortet werden. Sie setzen unter Beachtung bestimmter Richtlinien ihres Bundeslandes die inhaltliche Schönmalerei der Politiker_innen in Form eines auf ihre Schulform spezifisch entwickeltes Medienkonzeptes um.

Sinn und Zweck eines Medienkonzeptes

In den einzelnen Bundesländern sind Schulen aufgefordert ein Medienkonzept zu entwickeln. Das Konzept dient als Blaupause für die Organisation der Medienarbeit an der Schule. Bei der Formulierung von Ziel- und Aufgabenbereichen wird stark darauf geachtet, dass alle Beteiligten - Lehrer_innen, Schüler_innen sowie Eltern - mit "ins Boot geholt werden". Hier gilt der Grundsatz: Gemeinsam können wir es schaffen.
Hinter dem Medienkonzept verbirgt sich der Versuch mit medienpädagogischen und -didaktischen Überlegungen Schüler_innen auf ein selbstbestimmtes Leben im digitalen Zeitalter vorzubereiten. Das Medienkonzept kann folglich als Kompass bezeichnet werden, der die jeweilige Schule sicher durch den digitalen Wandel führen soll.

Das Medienkonzept kann folglich als Kompass bezeichnet werden, der die jeweilige Schule sicher durch den digitalen Wandel führen soll.

Säulen des Medienkonzeptes

Auch wenn es begriffliche Abweichungen bei der Beschreibung des Medienkonzeptes innerhalb der Bundesländer gibt, lassen sich auf inhaltlicher Ebene Überschneidungen identifizieren, die sich in folgenden drei Grundpfeilern ausdrücken

  • IT-Ausstattung,
  • Fortbildung und
  • Mediencurriculum.

Im Folgenden sollen diese drei Säulen kurz vorgestellt werden.

IT-Ausstattung

Schulen sind angehalten eine Bestandsaufnahme ihrer IT-Ausstattung zu machen und davon ausgehend einen Plan für die Neuanschaffung von digitalen Geräten auszuarbeiten, der dem gesamten Medienkonzept Rechnung tragen soll.
Dabei hat sich bewährt, dass sich der Plan zur IT-Ausstattung an dem Unterrichtsstil der Lehrkräfte orientiert. Viele Schulen haben deshalb im Kollegium eine Umfrage geschaltet, die die Präferenzen hinsichtlich der Nutzung digitaler Medien erheben soll. Dieses Vorgehen beugt der Gefahr vor, dass digitale Geräte angeschafft und dann von der Mehrzahl des Kollegiums nicht eingesetzt werden, da diese für den jeweiligen Unterrichtsstil nicht geeignet sind. Im Internet gibt es zu dem Thema bereits eine Fülle an durchgeführten Befragungen. Es empfiehlt sich an den dort abgefragten Items zu orientieren, um möglichst viele wichtige Informationen sammeln zu können. Unter diesem Link ist ein Fragebogen der Bertelsmann Stiftung zu finden, der sich mit dem Thema Digitale Bildung umfassend beschäftigt: Bertelsmann Stiftung - Fragebogen Digitale Bildung

Fortbildung

Der erste Bildungsweg von Lehrkräften, die universitäre Ausbildung, sieht weitestgehend die theoretische und praktische Auseinandersetzung mit digitalen Medien noch nicht vor. Auch im Referendariat wird das Thema Digitale Bildung zu wenig behandelt. Diese didaktisch-methodische Wissenslücke setzt sich häufig nach dem Referendariat an den Schulen fort, weil zu wenige Fortbildungen zum Thema Digitale Bildung angeboten bzw. von den Lehrkräften wahrgenommen werden. Deshalb ist ein wichtiger Teil eines gelingenden Medienkonzeptes Lehrer_innen durch spezifische Fortbildungen im Umgang mit verschiedenen digitalen Medien (Tablets, Computern, ...) fit zu machen und sie hinsichtlich des unterrichtlichen Einsatzes dieser Medien zu schulen: Denn ein iPad macht noch keinen guten Unterricht.
Es gilt also Methodenkompetenzen im Umgang mit digitalen Medien, als auch mediendidaktisches und -pädagogisches Fachwissen zu vermitteln.

Es gilt also Methodenkompetenzen im Umgang mit digitalen Medien, als auch mediendidaktisches und -pädagogisches Fachwissen zu vermitteln.

Mediencurriculum

Der wohl wichtigste Baustein eines erfolgreichen Medienkonzeptes ist das Mediencurriculum. Dieses ist wie die beiden anderen Säulen auf die Schule maßgeschneidert, d.h. es ist abhängig von der jeweiligen Schulart und -größe sowie anderen spezifischen Rahmenbedingungen, wie z.B. der Schülerschaft oder dem Standort der Schule (Stadt vs. Land).
Aufgabe des Mediencurriculums ist die Extraktion von Medienkompetenzen aus dem Lehrplan und die Verteilung dieser auf einzelne Jahrgangsstufen und Unterrichtsfächer.

Aufgabe des Mediencurriculums ist die Extraktion von Medienkompetenzen aus dem Lehrplans und Verteilung dieser auf einzelne Jahrgangsstufen und Unterrichtsfächer.

Es dient somit der systematischen Vermittlung von essentiellen Qualifikation im Umgang mit Informations- und Kommunikationsstechnologien (IKT). In Bayern z.B. werden hierfür die fünf Kompetenzbereiche

  1. Basiskompetenzen,
  2. Suchen und Verarbeiten,
  3. Kommunizieren und Kooperieren,
  4. Produzieren und Präsentieren sowie
  5. Analysieren und Reflektieren unterschieden.

Diesen Kompetenzbereichen werden wiederum weitere Teilkompetenzen zugewiesen, die sich die Schüler_innen über die Schuljahre hinweg zu eigen machen.

Medienkonzept als Prozess

Ein Medienkonzept kann nie abgeschlossen sein, sondern befindet sich in einem stetigen Wandel. Es greift Neuentwicklungen der Digitalisierung auf und macht diese für die Schüler_innen erfahrbar. Um diese ständige Neujustierung des Medienkonzeptes gewährleisten zu können, ist es notwendig, dass die Arbeit damit auf möglichst viele Schultern im Kollegium verteilt wird. Dies unterstreicht auch nochmal den Aspekt, wie wichtig es ist, dass Medienkonzept als ein Projekt der gesamten Schulgemeinschaft zu begreifen und nicht als Aufgabe einer einzelnen digital-affinen Lehrkraft.

Ein Medienkonzept kann nie abgeschlossen sein, sondern befindet sich in einem stetigen Wandel. Es greift Neuentwicklungen der Digitalisierung auf und macht diese für die Schüler_innen erfahrbar.

Alexander Sali
Über den Autor Alexander Sali Alex ist Mitgründer von Freigeist und Förderschullehrer mit großer Leidenschaft für digitale Medien. Seit Sommer 2023 ist er Schulleiter der Franziskus-Schule in Starnberg. Von Sept. 2018 bis Aug. 2020 arbeitete er an der Regierung von Oberbayern und war dort für die Koordination der digitalen Bildung an Förderschulen zuständig.
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