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Unterrichtsplanung - Wie gehe ich konkret vor?

Lehrer*innen müssen über eine gute Organisations- und Strukturierungsfähigkeit verfügen. Sie müssen sich Rituale und Methoden für das allgemeine Classroom-Management überlegen (Wie beginne/beende ich den Tag bzw. eine Unterrichtsstunde?...), sich mit Kolleg*innen für gemeinsame Unterrichtsprojekte oder Ausflüge absprechen und natürlich müssen sie vor allem den Unterricht für ihre Schüler*innen planen.
Die Unterrichtsplanung ist neben fachwissenschaftlichen, didaktischen und pädagogischen Überlegungen, immer stark vom individuellen Unterrichtsstil einer Lehrperson abhängig. Manche Lehrkräfte planen ihren Unterricht bis ins kleinste Detail, um auf mögliche Fragen oder Unterrichtsstörungen vorbereitet zu sein. Andere wiederum planen grobgliedrig, wodurch sie den Schüler*innen mehr Freiheit bei der Auseinandersetzung mit dem Lerninhalt lassen wollen. Unabhängig wie detailliert die Unterrichtsvorbereitung erfolgt, ist allen Lehrer*innen gemein, dass sie ihren Unterricht planen müssen und sich dabei an gewissen Prinzipien orientieren.

Im Folgenden möchte ich dir grundlegende Handlungsschritte aufzeigen, die dir helfen sollen, guten Unterricht zu halten.

Schritt 1: Rahmenbedingungen schaffen

Dieser Teil ist dir wahrscheinlich noch gut aus deinem Studium bekannt. Du solltest dir ganz allgemein überlegen, was guten Unterricht ausmacht und mit welchen Maßnahmen du diesen ermöglichen kannst. Kriterien für guten Unterricht sind z.B.:

  • klare Strukturierung
  • hohes Maß an echter Lernzeit
  • gutes Lern- bzw. Klassenklima
  • methodische Vielfalt
  • individuelle Passung der Lerninhalte
  • Transparenz hinsichtlich der Lernziele
  • Kind-Umfeld-Analyse (aus welchem Milieu stammen meine Schüler*innen) usw.

Um diese Kriterien zu verfolgen, ist es notwendig, dass du dir Gedanken bzgl. deines didaktisch-methodischen Vorgehens machst. Du setzt dich in der Sachanalyse mit dem Unterrichtsinhalt vertieft auseinander und stellst dir die Frage, wie der Lerngegenstand verständlich (in seiner Komplexität reduziert) erklärt bzw. dargestellt werden kann.
In der didaktischen Analyse ordnest du das Thema in den Lehrplan ein, definierst Lernziele sowie Indikatoren zur Überprüfung dieser und orientierst dich dabei an gewissen Unterrichtsprinzipien (Altersangemessenheit, Ganzheitlichkeit, Selbstständigkeit, Handlungsorientierung etc.).
Als nächstes legst du die Art der Vermittlung bzw. die Form der Auseinandersetzung mit dem Unterrichtsinhalt fest, was bei der methodischen Analyse erfolgt. Dafür wählst du geeignete Unterrichtskonzepte, die sich im Spannungsfeld von geschlossenen (Frontalunterricht) und offenen Unterrichtsformen (Projektunterricht) bewegen, aus. Anhand von Unterrichtsmethoden legst du dann ganz konkret fest, ob der Lerninhalt mithilfe einer Mindmap, eines Impulsreferats oder in einem Rollenspiel von deinen Schüler*innen erarbeitet werden soll.
Eine sehr umfangreiche Übersicht über Unterrichtsmethoden findest du unter folgendem Link: Methodenpool, Kersten Reich

In einem letzten Schritt beschäftigst du dich mit dem Thema Evaluation. Dafür legst du im Vorhinein Kriterien fest, wann die formulierten Lernziele von deinen Schüler*innen erreicht worden sind und wie du diese überprüfen möchtest (durch Beobachtungsbögen, Präsentationen oder ganz klassisch in Form einer Klausur).

Schritt 2: Von der Grob- zur Feinplanung

Die Planung von Unterricht findet auf verschiednen Ebenen statt. Die Ebenen unterscheiden sich hinsichtlich der Tiefe der Planung. Wie bei einem Zoom-Effekt dringst du immer tiefer in die Struktur des Unterrichtsthemas ein.

Wie bei einem Zoom-Effekt dringst du immer tiefer in die Struktur des Unterrichtsthemas ein.

Du beginnst mit einer sehr grobgliedrigen Planung, der Jahres- oder Sequenzplanung. Dabei legst du meist wochenweise Zeitfenster fest, in denen ein Unterrichtsthema für ein bestimmtes Fach behandelt werden soll.
Beispiel:
Grobplanung: Das Thema Leichtathletik soll im Fach Sport für fünf Wochen behandelt werden.
Feinplanung: Als nächstes zergliederst du in sinnvoll aufeinander aufbauenden Teilthemen das übergeordnete Unterrichtsthema. Für das Thema Leichtathletik sollen die Schüler*innen die Disziplinen Sprint, Weitsprung, Kugelstoßen und Speerwurf kennenlernen.

Schritt 3: Einzelstunde planen

Im dritten Schritt fließen alle zuvor gemachten Überlegungen in die jeweilige konkrete Unterrichtsstunde ein. Du erstellst eine Art "Fahrplan" und überlegst dir, wie du deine Schüler*innen sicher durch ein Unterrichtsthema navigieren kannst. Dafür musst du keinesfalls permanent als "Leiter*in" auftreten, sondern kannst mit einer gut durchdachten Gestaltung der Lernumgebung deine Schüler*innen selbstständig den Lerninhalt entdecken lassen. Du nimmst somit die Rolle als Lernbegleiter*in ein, indem du deinen Schüler*innen hin und wieder Impulse lieferst ohne dabei jedoch zu viel vorwegzunehmen, sondern stets das selbstständige Erarbeiten im Auge behältst.
Die an dieser Stelle gemachten Überlegungen werden häufig in Tabellenform, in einem sogenannten Artikulationsschema festgehalten. Solch ein Schema besteht aus verschiedenen Artikulationsphasen (Einstieg, Erarbeitung, Sicherung usw.), die sich in ihrer zeitlichen Länge unterscheiden. Innerhalb dieser Phasen legst du fest, in welcher Form die Interaktion zwischen dir und deinen Schüler*innen sowie den Schüler*innen untereinander stattfinden soll (Lehrer-Schüler*innen-Gespräch, Gruppenarbeit, ...). Darüber hinaus planst du auch, welche Materialien (z.B. Beamer, CD-Player, Arbeitsblatt) für die jeweilige Phase relevant sind, sodass du diese schon vor Unterrichtsbeginn vorbereiten kannst.
Am Ende hast du einen stichpunktartigen, aber wohl durchdachten Plan der eigentlichen Unterrichtsstunde erstellt.

Schritt 4: Reflexion der eigenen Planung

Die kritische Reflexion der eigenen Arbeit ist ein nicht zu vernachlässigender Aspekt im Prozess der Unterrichtsplanung, da er die Möglichkeit zur Optimierung bietet. Insofern solltest du versuchen - soweit es dir zeitlich möglich ist - am Ende einer Unterrichtssequenz oder einer Unterrichtsstunde festzuhalten, welche Dinge gut gelaufen sind, wo es Schwierigkeiten gab und was sich aus den gemachten Erkenntnissen zukünftig verbessern lässt.
Für einen erfolgreichen Reflexionsprozess kannst du natürlich auch den Austausch mit Kolleg*innen suchen und nach Handlungsalternativen bzw. neuen Ideen fragen.

Die kritische Reflexion der eigenen Arbeit ist ein nicht zu vernachlässigender Aspekt in dem Prozess der Unterrichtsplanung, da er die Möglichkeit zur Optimierung bietet.

Alexander Sali
Über den Autor Alexander Sali Alex ist Mitgründer von Freigeist und Förderschullehrer mit großer Leidenschaft für digitale Medien. Seit Sommer 2023 ist er Schulleiter der Franziskus-Schule in Starnberg. Von Sept. 2018 bis Aug. 2020 arbeitete er an der Regierung von Oberbayern und war dort für die Koordination der digitalen Bildung an Förderschulen zuständig.
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