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Was muss Schule leisten, um SchülerInnen auf eine digitalisierte Welt vorzubereiten?

Wir von Freigeist haben Bloggerinnen und Bloggern, die sich intensiv mit dem Thema "Digitalisierung und Schule" beschäftigen, folgende Frage gestellt:

Wie können LehrerInnen ihre SchülerInnen auf eine Welt vorbereiten, in der immer mehr Aufgaben von Computern übernommen werden?

Es war sehr interessant zu sehen, wie unterschiedlich die Antworten der TeilnehmerInnen ausgefallen sind. Das verdeutlich, wie weitreichend das Thema "digitale Bildung" doch ist und was noch alles unternommen werden muss.
Zugleich haben wir aber auch gemerkt, wie viele kreative Köpfe sich bereits mit dem Thema beschäftigen und sich um Lösungen bemühen, die Digitalisierung der Schule voranzutreiben.

Im Folgenden möchten wir nun die Beiträge der TeilnehmerInnen zu oben gestellter Frage einzeln wiedergeben.

Aileen Moeck von Die Zukunftsbauer

Das zentrale Ziel von Bildungssystemen, muss es sein, eine dynamische und durch Selbständigkeit geprägte Gesellschaft aufzubauen, in der sich jeder Einzelne seiner Gestaltungsmacht bewusst ist und diese anwendet. Die Schule sollte dabei SchülerInnen in die Welt entlassen, die nicht nur mit Komplexität, Unsicherheit und Akzeleration umgehen können, sondern vor allem Wandel proaktiv mitgestalten, statt diesen nur passiv zu erleben oder gar einem Arbeitsmarkt gegenüber ohnmächtig ausgeliefert sind. Dabei ist es im Rahmen der digitalen Transformation wichtiger denn je, jungen Generationen hier das entsprechende Wissen und Set an Fähigkeiten mitzugeben, denn in vielen bestehenden Branchen haben sich die Anforderungen von einem reinen Abarbeiten von Aufgaben hin zur kreativen Lösungsfindung komplexer Probleme gewandelt, andere Berufe werden ganz wegfallen. Berufe müssen in Zukunft daher weniger starr und vielmehr aus einer funktionalen und kompetenzbezogenen Sicht gesehen werden. SchülerInnen müssen in der Schulzeit die Möglichkeit bekommen eine gewisse eigene Resilienz zum Leben zu entwickeln und zu einem „Entrepreneur of their own Future“ werden.

SchülerInnen müssen in der Schulzeit die Möglichkeit bekommen eine gewisse eigene Resilienz zum Leben zu entwickeln und zu einem „Entrepreneur of their own Future“ werden.

In einer zunehmend durch Technokratie geprägten Wissensgesellschaft und sich aktuell stark verändernden Umwelt des modernen Lebens wird es zudem wichtiger, dass das Menschsein im Mittelpunkt steht. Dies erfordert u.a., dass Menschen kritisch reflektieren können, lernen lateral zu denken, Veränderung und Risiko gegenüber offen sind, lernen emphatisch und verantwortungsvoll zu handeln sowie ihre eigenen Potentiale kennen. Selbstständigkeit und Gestaltungsbewusstsein erfordern vor allem eine frühzeitige Vermittlung von Zukunftsdenken und Zukunftsorientierung - Themen, die aktuell jedoch leider kaum Platz in der Schule finden.

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Lukas Gerthofer von schultech

Es ist faktisch so, dass es 60% der Berufe, die unsere jetzigen Schülerinnen und Schüler einmal ausüben werden, heute noch nicht gibt. Da ist die Frage natürlich berechtigt, wie man allgemein auf eine solche Zukunft vorbereiten kann – und zugleich kaum zu beantworten.
Im Kern ist es jedoch so, dass digitale Medien und Endgeräte weiterhin unser Leben dominieren werden, vielleicht mehr noch als es bis heute schon der Fall ist. Zudem ist es klar, dass Datenkraken wie Google, Apple, facebook, Twitter und Co nicht satt werden, personenbezogene Daten zu erheben und gewinnbringend zu nutzen. Was jedoch mit unseren persönlichen Daten geschieht, wissen die Jugendlichen nicht oder nur selten. Und genau hier sehe ich ein großes Problem für deren Zukunft.
Um also mit ein paar wenigen „Tipps“ für Lehrende ums Eck zu kommen: Erlaubt den SchülerInnen den Einsatz von Medien im Unterricht und zeigt Ihnen, wie man damit selbstbestimmt und mündig umgehen kann.

Erlaubt den SchülerInnen den Einsatz von Medien im Unterricht und zeigt Ihnen, wie man damit selbstbestimmt und mündig umgehen kann.

Dass hierzu natürlich selbst das eigene Erlernen dieser Fähigkeiten Voraussetzung ist, steht außer Frage. Aber dies sind nun mal die heutigen Herausforderungen, die insbesondere Lehrende zu meistern haben.
Das bedeutet nicht, dass es keine festen Zeiten ohne Smartphone oder Tablet geben soll – im Gegenteil! Auch dies ist ein enorm wichtiger Teil des Lernprozesses der jungen Menschen, um eben selbstbestimmt mit den Geräten umgehen zu können.
Und zu guter Letzt sind es die persönlichen Fähigkeiten wie das Präsentieren, das Verkaufen, das Zuhören (und zwar um zu verstehen, nicht nur um zu antworten!), das Hinterfragen, das eigenständige Lernen und vor allem die Kreativität, was der Schwerpunkt unserer Lehre ausmachen sollte.
Ich freue mich, in dieser Zeit leben zu dürfen – und bin gespannt, wie sich unser Bildungssystem und die Lehre entwickeln wird.

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Christiane Winter von Digital2School

Zunächst müssen wir Lehrkräfte deutschlandweit dabei stärken, erfolgreich eigenständig digitale Unterrichtsszenarien entwickeln und umsetzen zu können. Das bedeutet nicht nur die erforderliche technische Ausstattung und Infrastruktur in den Schulen zu haben, sondern auch technischen Support und medienpädagogische Unterstützung, um die Technik überhaupt nutzen und konstruktive, aktive und interaktive Lernaktivitäten zu ermöglichen. Studien wie der Länderindikator 2017 und die vbw-Studie in Bayern (2017) haben aufgedeckt, dass digitale Medien im Unterricht oft nur für Vorträge und Dokumentationen eingesetzt werden, bei denen die SchülerInnen lediglich nur passiv lernen.
Das bedeutet, es muss bei den Lehrkräften angesetzt werden, um hier den „digitalen Drive“ und mehr Qualität in der Nutzung digitaler Medien im Unterricht zu erreichen, z.B. durch bedarfsgerechte Fortbildungen für LehrerInnen. Hier fehlt es auch an kooperativen Strukturen im Lehrerkollegium, um sich gegenseitig bei der Vorbereitung zu unterstützen und im digitalen Unterricht zu hospitieren.
Eine gute Möglichkeit mehr Leben und Eigeninitiative in den Unterricht zu bekommen, ist die integrative Unterrichtsmethode des Flipped Classroom (umgedrehter Unterricht). Lerninhalte werden zuhause von den SchülerInnen selbständig erarbeitet und in der Schule angewendet. Hierbei können sich SchülerInnen aktiv, konstruktiv und interaktiv Unterrichtsinhalte mithilfe digitaler Medien erschließen, Informationen aufbereiten und das Wissen weitergeben. Lehrkräfte müssen in ihrer Rolle umdenken, vom Instrukteur oder Wissensdosierer zum Lernbegleiter werden. Das erfordert eben auch andere Lehrkompetenzen.

Lehrkräfte müssen in ihrer Rolle umdenken, vom Instrukteur oder Wissensdosierer zum Lernbegleiter werden. Das erfordert eben auch andere Lehrkompetenzen.

SchülerInnen sollten fächerübergreifend digitale Medien als Werkzeuge kennenlernen, deren Einsatz reflektieren können und ziel- und verantwortungsbewusst zur Bewältigung von Problemstellungen sicher nutzen lernen. Der Erwerb dieser Medienkompetenzen sind wichtig, um künftig in Eigenverantwortung an der Gesellschaft teilhaben und sich darin weiterentwickeln zu können, auch in beruflicher Hinsicht. Digitale Bildung ist ein lebenslanger Prozess. Die Lehrkräfte sollten in der Lage sein, diesen kompetent anzubahnen und zu begleiten.

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Sandra Rexhausen von Coding Kids

Indem sie ihnen sagen: „Das ist eine Welt, in der es ganz viele Chancen für euch gibt.“ Denn Computer brauchen Menschen, die sie bedienen können. Wer also versteht, wie man einen Computer programmiert und wie man sich die Digitalisierung zu Nutze macht, ist klar im Vorteil. Und auch SchülerInnen, die mit Coding weniger am Hut haben, müssen keine Angst vor der Zukunft haben. Denn es wird weiterhin Berufe geben, die von Computern zwar unterstützt werden, jedoch den Menschen nicht ersetzen. Ein Arzt tippt seinen Befund in den Rechner ein, er wird möglicherweise beim Therapievorschlag von künstlicher Intelligenz unterstützt. Doch einem Patienten zuhören, zwischen den Zeilen lesen, die richtigen Fragen stellen – das kann ein Roboter nicht leisten. Empathie und emotionale Intelligenz werden immer wichtiger für unsere Gesellschaft. Und das ist doch eine schöne Nachricht: Fakten ausspucken kann ein Computer wunderbar.

Empathie und emotionale Intelligenz werden immer wichtiger für unsere Gesellschaft. Und das ist doch eine schöne Nachricht...

Er kann uns bei Recherchen und Auswertungen helfen und vieles vereinfachen. Aber wenn es um das geht, was die Gesellschaft im Kern zusammenhält, kommen Rechner an ihre Grenzen. Menschen brauchen Wärme, Verständnis, Mitgefühl, Gespräche, soziales Miteinander, Liebe. Computer können unser Leben vereinfachen, den Rahmen geben aber die Menschen vor.

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Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung für Bildung, Digitalisierung, Integration

Der technologische Wandel verändert unsere Lebens- und Arbeitswelt. Auch vor Schulen macht die Digitalisierung nicht Halt und verändert fundamental die Rolle von Lehrkräften. Sie werden noch mehr von Wissensvermittlern zu Lernbegleitern: Standardwissen kann künftig auch hochwertige Software vermitteln, dafür müssen Lehrkräfte den Lernprozess viel individueller stimulieren und orchestrieren.

Standardwissen kann künftig auch hochwertige Software vermitteln, dafür müssen Lehrkräfte den Lernprozess viel individueller stimulieren und orchestrieren.

So bleibt ihnen mehr Zeit für das Wesentliche: die Schüler – um Bindung aufzubauen, ihnen Orientierung und Feedback zu geben, sie zu unterstützen, sich im Dschungel der digitalen Bildungsoptionen zurechtzufinden und in einer immer volatileren Welt selbstbestimmt ihr Leben zu gestalten. Diese Chancen, die Digitalisierung für die Bildung birgt, dürfen wir keinem Kind verwehren.

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Tobias Börner von exciting EDU

Lehrende können SchülerInnen in erster Linie ein Verständnis für die Funktionsweisen und den Einsatz digitaler Techniken und Medien vermitteln, indem sie sowohl deren Einsatz als auch dessen Nutzen kontinuierlich thematisieren und mit ihren Schützlingen reflektieren. Erst ein selbstbestimmter Umgang mit den Mitteln und Möglichkeiten der Digitalisierung führt zu einem tieferen Verständnis dieser und zu einem wachsameren Bewusstsein über deren Vor- und Nachteile.

Erst ein selbstbestimmter Umgang mit den Mitteln und Möglichkeiten der Digitalisierung führt zu einem tieferen Verständnis dieser und zu einem wachsameren Bewusstsein über deren Vor- und Nachteile.

Da der Umgang mit Computern für die meisten SchülerInnen ein fester Bestandteil des Alltags ist, sollten LehrerInnen versuchen, diese sinnvoll in den Unterricht zu integrieren. Es gilt, digitale Kernkompetenzen zu vermitteln, wie sie beispielsweise von der Kultusministerkonferenz definiert wurden. Sinnvoll ist beispielsweise eine gemeinsame Reflexion über alle Aufgaben, die ein Smartphone oder Tablet heutzutage erfüllen, gekoppelt mit der Frage, von wem diese Tätigkeiten vor deren Entwicklung ausgeführt wurden. Auch ein Blick in aktuelle Job-Portale mitsamt der Frage, welche der inserierten Stellen in dieser Form vor zwanzig Jahren schon existierten, kann erhellend sein. So lässt sich das Bewusstsein für die gesellschaftlichen Umwälzungen, die durch die Digitalisierung ausgelöst wurden, schärfen. Zudem demonstrieren die beiden genannten Vergleiche die Bedeutung des lebenslangen Lernens, das für heutige SchülerInnen wahrscheinlich noch wichtiger ist, als es in der Vergangenheit der Fall war.

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Bob Blume, Gymnasiallehrer und Blogger

Schüler auf eine Welt vorzubereiten, die man noch nicht kennt, ist unmöglich. Schüler auf eine Welt vorbereiten, die längst vorbei ist, fahrlässig. Wie also können Lehrerinnen und Lehrer Schülerinnen und Schüler auf eine Welt vorbereiten, in der immer mehr Aufgaben von Computern übernommen werden?
Es gibt mehr als eine Antwort auf diese Frage. In den Antworten geht es zunächst um die Lehrer als Personen, dann um die Schüler als Individuen und zuletzt um die Schule als Institution.
Allein dass es zunächst um die Lehrer gehen soll, ist eigentlich zweifelhaft. Denn Schule und schulische Bildung soll und muss die Schüler ins Zentrum stellen, nicht die Lehrer. Aber genau dieser Gedanke ist es, der Lehrerinnen und Lehrer vom „alten Schlag“ abgeht, der aber in einer Welt von morgen gebraucht wird. Anders formuliert: Wenn allgemeinbildende Schulen es nicht leisten können, Schüler zu Spezialisten in Gebieten zu machen, die in einer hochtechnisierten Welt gebraucht werden, dann müssen sie es zumindest schaffen, ihnen die Fähigkeiten zu geben, die benötig werden, später zu Spezialisten zu werden.
Die 4K – Kommunikation, Kooperation, Kreativität und kritisches Denken – sind im digitalen Diskurs der gemeinsame Nenner für diese Fähigkeiten. Wie aber sollen Schülerinnen und Schüler zu kritischen Denkern werden, die gemeinsam Probleme lösen und miteinander über neue Aufgaben verhandeln, wenn sowohl die Frage als auch die Antwort einem vorgegebenen Raster entsprechen muss?

Wir beginnen also mit dem Lehrer, damit die Lehrer nicht mehr mit sich beginnen. Lehrer, die Schüler auf eine Welt von morgen vorbereiten, müssen den Schülern zugestehen, selbständig zu arbeiten, zu denken und miteinander zu kooperieren.

Lehrer, die Schüler auf eine Welt von morgen vorbereiten, müssen den Schülern zugestehen, selbständig zu arbeiten, zu denken und miteinander zu kooperieren.

Eine Antwort auf die Frage ist also: Lehrer brauchen ein anderes Mindset, ein anderes Selbstbild. Sie sollen nicht aufhören, Experten zu sein, Wissende, die sich auskennen; sie sollen aber dieselbe Offenheit haben, dieselbe Feedbackkultur pflegen, dieselbe Neugierde an den Tag legen, die sie von ihren Schülern einfordern.
Eine Welt, in der immer mehr Aufgaben von Computern übernommen werden, braucht Menschen, die sich durch ihre Menschlichkeit auszeichnen. Denn die kann nicht automatisiert werden.
Insofern wird mit der Veränderung des klassischen Lehrerbildes der Schüler mitgedacht, stärker fokussiert, ins Zentrum gestellt. Das verlangt Schülern aber viel ab. In der klassischen Schulbildung funktioniert Bildung wie ein Puzzle, dass nur zufriedenstellend zusammengefügt werden muss. Jeder Lehrer will ein anderes Puzzle, deshalb interessiert sich kein Schüler für das, was hinterher das ganze Bild ist, sondern nur für die Schritte, die es braucht, um die Norm, die Erwartung oder die Aufgabe zu erfüllen.
Die heutige Welt braucht aber weniger Puzzler und mehr Spieleentwickler. Schüler müssen die Seiten wechseln, miteinander aushandeln, was wichtig, richtig und förderlich ist. Eine solche Lernkultur erlaubt es dem einzelnen, sich die Welt mithilfe der anderen anzueignen – anderen, die nicht einmal nur im eigenen Klassenzimmer sitzen müssen – und so Zielen nachzugehen, die er oder sie selbst ausgewählt hat. Das ist eine ungeheuer spannende, aber auch herausfordernde Aufgabe.
Schließlich und letztlich ist die größte Hürde aber die Schule selbst, die Institution, die in der Form von Tradition und Konditionierung gefangen blinde Flecken des eigenen Misslingens erwachsen hat lassen.
Notengebung, die Bezifferung eines Standards, das Abprüfen eines normierten Wissens – all das sind Elemente einer Bildung, die nicht mehr in die Zeit passen.

Notengebung, die Bezifferung eines Standards, das Abprüfen eines normierten Wissens – all das sind Elemente einer Bildung, die nicht mehr in die Zeit passen.

Das bedeutet freilich nicht, dass man nichts mehr Wissen müsste. Im Gegenteil: Dem Einzelnen wird mehr abverlangt als je zuvor. Aber es geht nicht mehr um das kollektive, das Wissen, das jeder zur gleichen Zeit unter den gleichen Bedingungen abgefragt bekommt.
Eine Schule, die Lehrerinnen und Lehrern und Schülerinnen und Schülern ermöglichen möchte, die Anforderungen einer neuen Zeit zu begegnen, kann dies nur durch Offenheit tun, nicht durch das Schließen der Tür.
Unter diese Offenheit fallen viele Dinge, von der administrativen Kommunikation, der Partizipation aller am Schulleben Beteiligter bis hin zur technischen Ausstattung und Nutzung, pädagogischen und didaktischen Konzepten und Räumlichkeiten, die es Schülerinnen und Schülern erlauben, sich zu entfalten, zu entwickeln und miteinander in wirkliche Gespräche zu kommen.
All das ist eine Herkulesaufgabe. Und das, obwohl an dieser Stelle nur einige wenige Aspekte angedeutet werden können.
Letztlich leben wir aber jetzt schon in einer Zeit, die für viele noch Science Fiction ist. Die Veränderungen, die die Digitalisierung, die Automation, die Computerisierung mit sich bringen, sind so groß, so weitreichend und so tiefgehend, dass es nicht reicht, das Klassenzimmer zu schließen und sich die gute alte Zeit zurückzuwünschen. In dem Fall ist es in der Tat so, dass man mit dem Strom schwimmen muss. Der Unterschied ist nur, dass man dies im besten Fall als ausgebildeter Schwimmer tut und nicht wie im Augenblick noch häufig als um Hilfe schreiender Schiffbrüchiger.
Insofern ist es an der Zeit, Netzwerke zu schaffen, gemeinsam Konzepte zu überlegen, sich Kolleginnen und Kollegen zu suchen, die Lust und Neugierde auf die neue Zeit haben, und anzufangen. Zu beginnen! Jetzt!

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Roman Rüdiger von Education-Y

Eine der Aufgaben von Schulen war es schon immer auf das Leben vorzubereiten. In wie weit viele unserer Schulen dies aktuell in einer geeigneten Art und Weise tun, darf zumindest hinterfragt werden. Kaum jemand zweifelt heute daran, dass wir in der Zeit einer außergewöhnlichen Transformation leben. Als eines der vielen Indikatoren dafür sei hier die Studie der Weltbank erwähnt, nach der 60 Prozent der aktuell 17-Jährigen in Berufen arbeiten werden, die es jetzt noch gar nicht gibt. Diese besondere Situation stellt veränderte Herausforderungen an unsere Schulen. Leidenschaftlich wird seit vielen Jahren darüber diskutiert, WIE Schule am besten lehrt. Vor dem Hintergrund der massiven Veränderungen sollte die Frage aber lauten WAS muss Schule heute lehren.

Leidenschaftlich wird seit vielen Jahren darüber diskutiert, WIE Schule am besten lehrt. Vor dem Hintergrund der massiven Veränderungen sollte die Frage aber lauten WAS muss Schule heute lehren.

Was bedeutet heute Bildungserfolg? Im Kontext der Arbeit von EDUCATION Y lautet die Frage konkreter: Was sind die Kompetenzen für das 21. Jahrhundert bzw. für das digitale Zeitalter?
Diese Frage versuchen mehrere sogenannte Kompetenzframeworks, die weltweit entstanden sind, zu beantworten. Für unsere Arbeit haben wir uns entschieden das Modell „21st Centrury Skills“ zu nutzen, das seinen Ursprung in Harvard hat. Dieses sogenannte K21 Modell nennt, neben den Grundkompetenzen, drei Bereiche in denen die Kompetenzen für das 21. Jahrhundert geclustert werden. (Siehe Abbildung)

Auf der linken Seite des Modells finden sich die Lebens- und Berufskompetenzen. Hier gibt es eine große Deckungsgleichheit mit dem, was gemeinhin als Softskills verstanden wird oder auch oft als emotionale und soziale Kompetenzen.
Auf der rechten Seite des Modells finden sich die digitalen Kompetenzen oder auch die Computer- und Information-Literacy (CIL). Den zentralen Platz nehmen die vier K´s des 21. Jahrhunderts ein, die auch als Innovations- und Lernkompetenzen bezeichnet werden: Kooperation, Kommunikation, Kreativität und kritisches Denken.
Was hat das alles mit der Vorbereitung der Schülerinnen auf eine Welt zu tun, in der Maschinen viele Aufgaben übernehmen werden und unser Leben fundamental verändert wird?
Meiner Meinung nach bildet dieses Modell die drei Aufgabenfelder sehr gut ab, die Schüler
innen in ihrem künftigen Leben bewältigen und auf die sich auch die pädagogischen Fachkräfte in Bildungseinrichtungen fokussieren müssen.
Die zunehmende Digitalisierung aller Lebensbereiche erfordert digitale Kompetenzen als Grundlage, um beruflich aber auch privat am gesellschaftlichen Leben partizipieren zu können. Hier weisen die aktuellen Forschungsergebnisse der ICIL-Studie (http://bit.ly/2sEtU4D) auf ein großes Problem in Deutschland hin. Die internationale Vergleichsstudie testete zuletzt 2013 Kinder auf unterschiedliche computer- und informationsbezogene Kompetenzen. Sie zeigt auf, dass beinah 30 Prozent der zum Studienzeitpunkt befragten Achtklässler über so geringe digitale Kompetenzen verfügen, dass mit Blick auf ihre Zukunft die persönliche und berufliche Anschlussfähigkeit in Frage steht. Dies ist die aktuell wichtigste Herausforderung für Bildungsgerechtigkeit. Der Erwerb von Computer- und Information-Literacy gewinnt insofern an Bedeutung, dass sie notwendig sind, um nicht nur den eigenen Alltag zu bewältigen, sondern auch um eigene Lebensentwürfe realisieren zu können.
Gleichzeitig wissen wir aus mehreren anderen Studien, das menschliche Fähigkeiten wie Empathie und emotionales Verständnis in einer digitalen Welt an Bedeutung gewinnen werden. Diese sogenannten Lebenskompetenzen werden wichtiger. Es sind die tief menschlichen Fähigkeiten, die weder von Maschinen noch von künstlicher Intelligenz substituiert werden können. Diese Kompetenzen sind wichtig, um die digitale Zukunft menschlich zu gestalten.

Es sind die tief menschlichen Fähigkeiten, die weder von Maschinen noch von künstlicher Intelligenz substituiert werden können. Diese Kompetenzen sind wichtig, um die digitale Zukunft menschlich zu gestalten.

Das K 21 Modell ist also eine gute Orientierung für Schulen, wenn es um die Frage geht, was sollen unsere Schülerinnen lernen, damit sie möglichst gut auf die sich rasch veränderte digitale Welt vorbereitet werden. Eine Ausrichtung von Schulen auf die K21- Kompetenzen hilft Schülerinnen auch die digitale Welt menschlich zu gestalten, ihren Alltag zu bewältigen und den dauernden Wandel in ihrem Sinne zu gestalten.

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Alexander Sali
Über den Autor Alexander Sali Alex ist Mitgründer von Freigeist und Förderschullehrer mit großer Leidenschaft für digitale Medien. Seit Sommer 2023 ist er Schulleiter der Franziskus-Schule in Starnberg. Von Sept. 2018 bis Aug. 2020 arbeitete er an der Regierung von Oberbayern und war dort für die Koordination der digitalen Bildung an Förderschulen zuständig.
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